Es bedarf ein wenig Aufwand… Und er wird sich lohnen!
Seit langer Zeit haben wir, Anja und ich, es in Gedanken und standen schon mehrere Male kurz vor der Buchung: eine Reise in den Iran! Viele Informationen haben wir gesammelt, viele Karten durchgeschaut, mit diversen Leuten gesprochen und jeder, der bereits im Iran war, hatte sofort ein Lächeln im Gesicht. Große Begeisterung konnte ich daraus ablesen…
Seit rund 5 Jahren schauen wir jeden Frühling auf die politische Lage im Nahen Osten, um eine halbwegs gute Prognose für den Sommer zu machen. Verträgt sich in diesem Jahr Israel mit dem Iran? Haben die USA wieder neue „Beweise“ für ein waffenfähiges Atomprogramm, welches folglich unbedingt zerstört oder wenigstens das Land sanktioniert werden muss? Um nicht allzu sehr auszuholen im politischen Bereich, will ich nur sagen, dass es nun neue Brandherde auf der Welt gibt, die den Iran entlasten, denn durch die Ukraine-Krise und das Russland-Bashing sind unsere Gas-Lieferungen gefährdet und die EU muss andere Quellen finden und dazu gibt es trotz jahrelanger massiver Sanktionen zarte politische und wirtschaftliche Annäherungsversuche zum Iran, der natürlich ein enormer Gas-Lieferant ist.
Das sind gute Nachrichten für unsere Planung!
Zuerst mussten wir uns auf sinnvolle Reisedauer festlegen. 1 Monat? 3 Monate? 6 Monate? Wir entschieden uns für den goldenen Mittelweg (den wir hoffentlich nicht bereuen, wenn wir den Aufwand zum Start betrachten), also reichte ich ein Sabbatical bei meinem Chef ein. Klappte auch alles sehr gut und man war froh, dass ich nicht gleich ein Jahr weg bleibe.
3 Monate Iran? Hmmm, ich denke, in der Region gibt es noch viel mehr zu sehen, aber ein ganzer Monat sollte es schon im Iran sein. Vor 6 Jahren waren wir bereits in der Türkei. Die Ost-Türkei hat uns dabei besonders gut gefallen. Ich erinnerte mich an die Situation, dass mir meine Kamera im Kaçkar-Gebirge in einen Wasserlauf gefallen war und für diese sehr schöne Gegend keine Bilder existierten. Gerne wollte ich das nachholen und da es in dieser Region noch diverse andere tolle Sachen zu sehen gibt, war die Ost-Türkei ein perfekter Ort für den Start unserer Reise.
Wie weit schafft man die Seidenstraße in 3 Monaten, ohne hektisch hin und her zu reisen, ohne das eigentliche Flair und die Gastfreundschaftlichkeit in dieser dafür bekannten Region zu fühlen und für diese Zeit zu leben? Diese Frage sollte sich durch die folgende Problematik klären.
Visa-Anträge
Grundsätzlich war unser Plan, bis kurz hinter die chinesische Grenze zu reisen, nach Kashkar (China). Anja setzte sich sehr intensiv mit all den Bestimmungen und Bedingungen für die Visa-Anträge auseinander, was ich im Nachhinein noch einmal sehr loben möchte. Alles nicht ganz einfach zu finden und zu verstehen…
Einen großen Vorteil haben wir durch unseren Wohnort Berlin. Alle Botschaften sind vor Ort, nur natürlich nicht an einem Ort. Berlin ist trotz bester öffentlicher Verkehrsmittel doch sehr groß und die Botschaften sehr verstreut. Anfänglich hofften wir natürlich per Telefon diverse Fragen beantwortet zu bekommen und eventuell sogar die Visa-Anträge über diesen Weg ins Rollen zu bringen.
Wir dachten, dass das iranische Visum sicherlich am Längsten dauern würde, aber am Ende hat Turkmenistan gewonnen. Die wollten nämlich gleich die Ein- und Ausreise-Termine haben und die Visa sehen, die wir benötigen für das Ausreise- und Einreiseland (Iran – Usbekistan). Das bedeutete für uns eine Herangehensweise vom letzten zum ersten visumspflichtigen Land. Also auf zur usbekischen Botschaft, nachdem wir diverse Male versuchten, jemanden telefonisch vor Ort zu erreichen. Vor Ort erkannte ich sehr schnell, warum der Apparat „nicht besetzt“ ist. Das kleine Zimmer vom Konsulat ist mit rund 15 Personen definitiv voll und die Hälfte dieser Personen stehen gestikulierend vor der Scheibe, hinter der ein tiefenentspannter Usbeke sitzt und seiner Arbeit nachkommt. Zwischenzeitlich klingelt auch das Telefon und ich dachte mir: „Das könnte ich gewesen sein…“ – keine Möglichkeit auf Antwort! Danach lief soweit alles planmäßig und wir hatten nach rund 10 Tagen und ein den entsprechenden Euros das usbekische Visum im Pass, yeah…
Mit der geplanten Einreise in den Iran war es da nicht ganz so einfach. Für ein Visum benötigt man eine Einladung aus dem Iran. Nun kennen wir nicht die Menge Iraner, die auch noch gute Verbindungen in den Iran besitzen (einfach in Neukölln auf der Straße nachfragen, reicht also nicht…). Bei meiner Arbeit fragte ich per Rundmail an, ob es jemanden gäbe, der mir mit meiner Problematik aushelfen könne. Ein paar Antworten und weitere Mails später, entschlossen wir uns für einen anderen Weg. Ein iranisches Reisebüro, die die Einladungen oder eine gleichbedeutende Referenznummer verteilen – natürlich nicht umsonst. Da es bisher bereits so viel Zeit kostete, uns um die Visa zu kümmern, bissen wir in den sauren Apfel, und „erkauften“ uns eine Einladung. Mit dieser ging Anja dann zur iranischen Botschaft – natürlich auch wieder besonders weit weg von unserer Wohnung – und nach erneut 10 Tagen und den Gebühren hatten wir diesen wichtigen Aufkleber im Reisepass.
- Visum für Usbekistan
- Visa für den Iran
- Visum für Turkmenistan
Damit war es schon fast ein Kinderspiel, das letzte Visum für Turkmenistan zu erhalten. Ein- und Ausreisedatum standen durch die anderen Visa fest und wir benötigen nur ein Transitvisum für maximal 5 Tage, welches wir per Schnellbearbeitung innerhalb von 5 Tagen und den entsprechenden Gebühren ins Rennen geschickt haben, da es bis zur Abreise doch etwas eng geworden war.
Zwischenmiete in Berlin
Unsere süße kleine Wohnung in Berlin mit kleinem Gärtchen wollten wir nicht ganz alleine lassen. 3 Monate Miete und keiner kümmert sich ein wenig um unsere Pflanzen – das geht nicht, dachten wir uns. Wir fragten im Freundes- und Arbeitskreis, machten einen Aushang in unserem Hausflur und als das nicht zum Erfolg führte, um die Wohnung in möglichst nahe Hände zu bringen, wurden diverse Wohnungsbörsen im Internet hinzugezogen. Ein wenig habe ich mich davor gesträubt, weil ich die Wohnungssituation in Berlin kenne und unsere Reisezeit auch gleichzeitig der Beginn zum neuen Studiensemester bedeutet. Ich rechnete mit 200+ Mails pro Tag und malte mir schon die Wohnungsbesichtigung aus, gerade wo wir noch in unseren Räumlichkeiten leben. 50 Personen als Sammeltermin und alle rammeln durch die Bude… Weeeit gefehlt! Die Reaktionen hielten sich sehr in Grenzen und nachdem wir das erste Pärchen zu Besuch hatten, brach ich auch schon die weitere Suche ab. Ganz unkompliziert sitzt nun ein junges Paar seit gestern Abend in unserer Wohnung, die seit 3 Monaten in Berlin leben und studieren und als einzigen Nachteil zu unserer Wohnung sagten, dass sie lieber eine Wohnung für unbefristete Zeit hätten. Damit wollen und können wir nicht dienen… Mal sehen, ob wir später auf unserer Reise immer noch so denken!
Weil unsere Zwischenmieter noch keine Möglichkeit hatten, sich einzurichten, mussten wir nur unsere privaten Sachen aus der Wohnung räumen. Also Klamotten packen, Sachen zusammen sammeln, ab ins Auto und irgendwo zwischengelagert.
Mit einer kleinen Grill-Party im gemütlichen Garten hinter dem Haus verabschiedeten wir uns von unseren Freunden und ernteten noch viele warme Umarmungen.
Sachen packen
Lange genug wussten wir nun, wohin die Reise geht und was wir benötigen. Alles was wir noch brauchten, besorgten wir uns in den einschlägigen Outdoor-Läden. Nicht ganz einfach war die Vorbereitung durch die unterschiedlichen Temperaturen und Wetterverhältnisse. Aber es war ja nicht der erste Trekking-Urlaub.
Jeder kramte zu Hause sein Zeug zusammen, was er/sie gerne mitnehmen möchten und zusammen besprachen wir dann jedes einzelne Teil, ob das seinen Sinn hat oder nur überflüssig ist. Natürlich gibt es auch Lieblingsklamotten oder -ausrüstung, die nicht fehlen darf, aber vielleicht auch nur Gewicht produziert. Das musste jeder selbst entscheiden.
- Die Wohnung wird komprimiert
- Unser ungepacktes Reise-Zeug
Zelt, Isomatte, Schlafsack und die Technik (Kamera, Laptop, Solar-Panel und Co) fraßen meinerseits natürlich den meisten Platz. Schlussendlich passte alles in die Rucksäcke und wir waren froh.
Damit stand dem direkten Start der Reise nichts mehr im Weg…
Voll schön und interessant geschrieben! So können wir prima an Allem teilnehmen! Danke für das Update hier im Blog und per Email, und weiterhin eine feine Zeit dir! Liebste Grüße!