Endlich war es soweit: eine große Wanderung im Kaçkar-Gebirge!
Am Abend kam ein neuer Gast und war nicht wirklich vorbereitet auf diese Gegend. Eine Gesamt-Türkei-Karte war seine einzige Info für diese Region. Es stellte sich heraus, dass er auch aus Berlin kam, also unterhielten wir uns über mögliche Pläne für morgen. Da sein finales Ziel Georgien war, wollte er über das Kaçkar-Gebirge nach Artvin wandern. Das passte ja super, denn ich wollte am Folgetag nach Yaylalar, dem letzten Ort vor dem Kaçkar-Nationalpark, von wo aus man seine Wanderungen perfekt starten konnte. Nach einer sehr holprigen Fahrt und zig Umwegen kamen wir dort an und trafen wieder auf die Deutsch-Türken. Wie passend, denn auch meine Begleitung konnte kein türkisch. Also wurde für den nächsten Morgen der Plan geschmiedet, gegen halb 6 zu starten und vielleicht mit dem großen Ziel, den höchsten Berg, den Kaçkar Dağı mit 3930m zu bezwingen. Yaylalar liegt etwa auf 1900m Höhe. 2000 Höhenmeter standen am Folgetag an, aber es war kein Muss. Wir wollten es versuchen…
Bei Dämmerung ging es dann auch los und wir durchwanderten ein wunderschönes Tal. Auf dem Weg trafen wir auf ein paar Hirten mit Kühen, Schafen und Ziegen. Unsere erste Pause machten wir dann auch genau dort, wo die Tiere durch den Fluss getrieben werden sollten. Die störrischen Ziegen wollten natürlich nicht und so begleiteten diese uns auf unserem weiteren Weg mit ihren Glöckchen. Aber per Laute der Hirten von der anderen Seite des Tals wurden wir angewiesen, die Tiere hinüber zu scheuchen. Eine Aufgabe, die erstmal erledigt werden muss. Die Ziegen waren aber auch so zutraulich, dass sie direkt neben uns liefen, aber beim versuchten Streicheln keinen Spass verstanden. Bockig wie sie waren musste wir dann doch zu kleinen Steinen greifen, ohne sie zu treffen. Nach kurzer Zeit waren wir uns sicher, die Aufgabe zur vollen Zufriedenheit erledigt zu haben, doch die Zicklein kamen den Hang wieder direkt hinauf und folgten uns erneut. Am Ende half uns ein Hirte und nahm die Leitziege an den Hörnern.
Unser Weg führte immer weiter das Tal hinauf, bis wir nach rund 1000 Höhenmetern auf das Basislager stießen, dass umgeben von sehr schroffen Felsen und grünen Wiesen in einer traumhaften Lage weilte. Wir besorgten uns von den „Sherpas“ die nötigen Informationen, um dem Gipfel näher zu kommen. Von hier aus sind es aber weitere 1000 Höhenmeter, aber das nächste Ziel war vorerst der 500m höher liegende azurblaue See. Dort verließ mich dann auch leider die Kondition. Mein Kopf pumpte, alle 10m musste ich kurz verweilen. Nun war es etwa Mittag und die Sonne knallte von oben, so dass mir neben der Höhe auch die Temperatur den Rest gab.
Meine beiden anderen Begleiter waren aber noch hochmotiviert, wollten die folgenden 4h zum Gipfel umsetzen und ließen mich am wunderschönen See zurück. Mir ging durch den Kopf, dass ich ja mit Anja noch genügend Gipfel sehen werde, also legte ich mich mit den Füßen im Wasser in die Sonne. Nach einer Stunde wurde es dann aber doch wesentlich kühler und ganz in der Nähe, über dem Gipfel, donnerte es gewaltig. Wie vereinbart sollten mich die Zwei nach ihrer Rückkehr mit einem tierischen Sonnenbrand am See wiederfinden, oder unten im Camp. Die Sonne war schnellverschwunden, so dass ich nach einer Stunde auch entschied, ins Camp zurückzukehren.
Nun warte ich hier in dieser wunderschönen Umgebung auf meine 2 Wanderer und schreibe euch diese Zeilen. Wir werden hier in bereitgestellten Zelten übernachten, da der Aufstieg zum Gipfel doch länger dauert, als erwartet. Morgen früh um 4 werden wir dann absteigen nach Yaylalar, da der einzige Bus zurück nach Yusufeli um 6:30 Uhr fährt. Denn morgen ist der große Tag, wo ich Anja in Van begrüßen darf. Ich freu mich sehr!
Zum Foto-Album
Es gibt keine Kommentare