Und es kam wieder anders… Ich wollte doch nur einen Tag der Entspannung!
Nachdem ich nach der ganzen Anreise ausschlafen konnte, wollte ich mir gerade Frühstück machen und traf auf 2 Gäste in der Greenpiece-Pension. Mein Reiseführer der Türkei lag neben mir und so war ziemlich schnell klar, dass ich aus Deutschland kam. Nach einem kurzen Plausch stellte sich heraus, dass einer deutsch sprach. Es war Onkel (44) und Neffe (23), die wunderbar türkisch konnten und beide in Istanbul geboren wurden. Der Onkel kam aus Kaiserslautern und machte mit seinem Neffen einen Trip durch das Kaçkar-Gebirge. Ich erfuhr, dass sie in 15min nach Barhal starten wollten, ein kleines Örtchen Richtung Nationalpark, welches einen ersten Eindruck der Landschaft des Kaçkar-Gebirge vermitteln sollte.
Eigentlich wollte ich ja erst einmal ankommen, mir Yusufeli anschauen und ein wenig entspannen. Aber diese perfekte Chance, mit Deutsch-Türken rumzuziehen, wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen. Also kein Frühstück, schnell ein paar Sachen eingepackt, noch schnell mit dem Inhaber abgeklärt, dass heute mein Gepäck in Erzurum ankommen und dann per Bus-Transfer nach Yusufeli gebracht werden sollte, welches er dann in der Stadt abholen wollte. Super! So konnte es dann entspannt per privatem Taxi nach Barhal weitergehen. Sagte ich entspannt? Die Fahrt an sich war schnell, aber die Diskussionen im Auto waren doch eher lauterer Natur. Da am Sonntag Wahl ist, musste natürlich noch intensiv über Erdoğan geredet werden. Meine beiden Türken können gar nicht verstehen, warum man Erdoğan wählen sollte, gerade nach den beiden abgehörten Telefonaten, die bei uns als Twitter- und YouTube-Sperre bekannt wurden. Einmal ging es um 30 Millionen Dolllar, die der Sohn noch aus dem Anwesen seines Vaters wegschaffen sollte. Als das als Argument für die immense Korruption nicht reichte, wurde noch das Telefonat erwähnt, wo es um eine False-Flag-Aktion gegen Syrien ging, um einen Angriffskrieg von türkischer Seite gegen Assad zu führen. Dabei sollten ein paar türkische Militärs mit Raketen nach Syrien geschmuggelt werden, um von dort auf türkisches Gebiet zu schiessen, um einen Vorwand für einen Angriff zu haben. All das reichte dem Fahrer natürlich nicht aus, wobei dieser bestimmt nicht wußte, dass es auch andere Parteien in der Türkei gibt. Mir wurde immer alles schön übersetzt. Hintergrund für diesen politischen Diskurs war, dass der Neffe im Taksim-Gezi-Park in Istanbul selbst genug Gas geschluckt hatte und dort aktiv war. Irgendwann musste man sich auch geschlagen geben, da wir ja immer noch in dem Auto saßen und auch gerne in Barhal ankommen wollten.
In Barhal aßen wir eine Kleinigkeit, um gestärkt ein paar kleine Wanderungen in der Umgebung zu starten. Nachdem wir ein altes Kloster verschlossen vorfanden, ging es gleich weiter auf eine andere Anhöhe, wo wir vom Kloster aus schon eine kleine Kirchenruine gesehen hatten. Von dort sollten wir einen tollen Blick in die verschiedenen Täler um Barhal herum haben.
Mein Plan war, am Abend wieder in Yusufeli zu sein, aber die anderen Zwei wollten langsam in Richtung Yaylalar, dem Eingang zum Kaçkar-Nationalpark. Also wurde mir als Verabschiedung noch eine Mitfahrgelegenheit in einem kleinen Lkw organisiert, der leider nur die Hälfe des Weges nach Sarigöl fuhr. Egal, es gibt sowieso nur eine Straße, verlaufen ist nicht, aber immerhin waren es noch 18km nach Yusufeli. So tappelte ich los und hoffte, dass irgendwann ein anderes Auto kommen würde. Nach einer Stunde Wanderung auf der kaputten Straße und in der knallenden Sonne kam endlich ein SUV. Mit wilden Handbewegungen vom Fahrer verstand ich nur, dass es was kosten würde. Direkt hinter ihm kam aber bereits das nächste Auto mit einem älteren Opi, also wendete ich mich von dem anderen Herrn ab und stieg direkt in das folgende Auto. Daraufhin stapfte der Fahrer aus dem SUV auf das Auto zu, worin ich saß und soweit ich es am Ende verstanden hatte, war es anscheinend verboten, zu Trampen und dass die mitgeteilten Kosten eine Strafe sei. Ich glaube, das war irgendein offizieller Beamter. Hmmm, ein Bus am Tag, der ganz früh fährt – was sollte ich machen? Die beiden Herren diskutierten noch ne Weile, ich verstand als einziges Wort „Amerikaninski“, aber blieb ganz ruhig sitzen, als ob es mich nicht betrifft… So kam ich dann doch noch sehr schön und viel schneller als zu Fuß in Yusufeli an.
Anschließend suchte ich mir noch leckeres Gemüse und Käse in der Stadt, so dass ich endlich zum eigenen Essen kam. Am Folgetag war dann der Tag der Entspannung gekommen und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Blog…
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